gltischig

Mädels und Buben, ich bin gut eingeteilt. 


Fad wird mir nicht - und den anderen mit mir auch nicht.
Damit das so bleibt bekommt ihr heute einen Abenteuerroman zum Thema: Was mache ich am Sonntag Nachmittag? Vielleicht Seife?


Seife sieden habe ich bei meiner lieben Renate Karlhofer gelernt. Sie hatte eine kleine Seifenmanufaktur in der Schottenfeldgasse. HATTE! Mein Seifenvorrat war zu Ende - genau der Zeitpunkt als ich entdeckte, dass das Geschäft pfusch ist! Renate siedet zwar immer noch, hat aber das teure Lokal in Wien aufgegeben. Sie bietet auch mobile Kurse an - allerdings eignet sich meine strapazierte Küche nicht für viele SiederInnen auf einmal. Für ein tete a tete konnte ich sie wohl auch nicht von NÖ nach Wien verschleppen - also musste ich selber an die Töpfe.

hier geht es zu Renate


Ich kann sagen: es war eine Riesensauerei. 
Hat mir wieder alle Ehre gemacht. 
Die Seifen sind atemberaubend toll geworden.


Um das eingekaufte Material hätte ich mir zwar einen Callboy für eine ganze Nacht leisten können, aber wer will das schon. Wäre zwar auch biologisch, aber politisch völlig inkorrekt. 
das ist maroni creme von unserer siederinnen jause - sieht aber aus wie seife
Ausserdem war meine liebe Freundin Marion an meiner Seite und so machte die ganze Action Riesenspaß. Ja, ja den hätte ich mit einem Callboy wahrscheinlich auch - aber ein Nachmittag mit Marion ist mir einfach viel lieber. Ach - jetzt genug von diesem Scherz - Chippendale Bild husch husch raus aus meinem Kopf!


Rezepte für Seife gibt es zu 1000e im Internet, da schreib ich jetzt keines rein. 
Unter:

www.naturseife.com


gibt's alles was man wissen muss.


Was nicht so leicht zu finden ist sind die Innereien. Unzählige Fette und Öle, Duftstoffe, Kräuter, Färbemittel und eine Prise NaOH.
Alles Bio bitte - bei mir zumindest, man kann aber auch eine chemische Keule basteln wenn jemand dazu Lust hat bzw. keine 100,- Euro für die hard core super Bio Variante ausgeben will. Da sind die Blättchen aus reinem Gold allerdings schon mitgerechnet.
Die glitzern halt so schön!


Wer in Wien wohnt und auch mal die Küche komplett einfetten will sollte als erstes in die Drogerie Neuber und Enkel pilgern.
Ein Erlebnis auf das man sich eingehend vorzubereiten hat. Die knurrige Verkäuferin versteht keine Scherze und lässt sich auf keine Diskussion ein. Sie verkörpert die aussterbende Spezies der liebenswerten Wiener Grantlerin. Das nächste Mal nehme ich ihr ein Infoblatt über Verkaufs GESPRÄCHE mit, diese Art von Konversation hat bei Neuber noch keinen Einzug gehalten.
Dafür gibt es das was fürs Seife sieden gebraucht wird. Nur sollte sich die geneigte Käuferin völlig im Klaren sein, was aus den Döschen, völlig altmodischen Riesengläsern, Schachteln und Nylonsackerln in den Regal sie will. Und vor allem in welcher Menge!
Was in der Apotheke in Grammstel und unter sehr forschenden Blicken über die Theke geschoben wird, wird in der letzten Drogerie Wien's in halben Kilo oder gar vollen Kilo Einheiten wortlos in die Hand gedrückt. Ich habe jetzt NaOH für eine Großseifenmanufaktur - oder anders ausgedrückt - ein Kilo ist viel.
www.neubers-enkel.at

Dann habe ich noch einen Geheimtipp fürs Feintuning der Seifen:
Duftis und Öle von Pflanzen die wir gar nicht mal kennen...

Ein Plan ist schon beim Einkaufen nicht schlecht, denn ich habe verkehrt herum begonnen und auch die günstigen Teile im teuren Laden gekauft. Also ERST Neuber und DANACH in die Kosmetikmacherei.
Zu Neuber muss man so und so wegen dem NaOH - bekommt man in kleinen Mengen aber auch in der Apotheke. Oder ich hätte auch gerade etwas im Angebot. Ich sage nur: Kilodose!


Einen Plan zu haben empfiehlt sich auch beim Seife machen, wer mich kennt, weiß dass das eine nämlich "PLAN" das zweite, nämlich "SU" ausschliesst.
Es gibt vieles das es zu beachten gilt, alles was einem so zu Lauge, Küche, Kindern, Haustieren einfällt gibt es auf www.naturseife.com zu lesen - oder wir wissen es eh selber.


Hier nur das was ICH noch mit in Spiel brachte, woran ihr vielleicht nicht gleich denkt:
Eine Flasche Kokosöl, welche aufgrund des Metallverschlusses im Mikro funkt, sollte man nicht ohne den Verschluss wieder reinLEGEN. Da sich das Fett erwärmt und flüssig wird (deshalb war es ja auch im Mikro und nicht weil sonst nirgendwo Platz war, was auch eine Susi Möglichkeit wäre) RINNT es in der Gegend rum. Wer den Mikrokasten dann aufreisst bekommt eine volle Ladung HEISSES, FLÜSSIGES Kokosöl serviert. Nicht jede/r ist so lustig drauf wie ich und schmiert das Zeug, auf den sowieso schon sehr trockenen, Parkett. 
Die meisten Menschen die ich kenne würden in diesem Moment aus verschiedenen Gründen, je nach Charakter in seiner persönlichen Ausdrucksform, emotional reagieren.


Das Zweite war eine kleine Geste, die mein Unterbewusstsein leider zum Ausdruck bringen wollte. Wenn ich nachdenke lege ich nämlich gerne den Zeigefinger an den Mund. Die nächsten Wochen werde ich das nur unter Schmerzen tun können, da ich mir aufgrund des NaOH Restes auf der Fingerspitze einen kleinen Steg von der Unterlippe bis zur mittleren Zunge geätzt habe. Geschluckt habe ich nicht - deshalb wurde mir ein Ausflug mit der Rettung verwehrt. Aber gespuckt habe ich ordentlich. Wer sich diesen Selbsttest nicht unterziehen will: erst macht es ein komisches Gefühl, wie wenn man sich verbrennt, dann brennt es höllisch und interessanter Weise kommen dann Blasen und die Haut pellt sich an den geätzten Stellen. Es empfiehlt sich mit kaltem Wasser und verdünnten Essig zu gurgeln.


Damit beschliesse ich diese Abenteuergeschichte.
Soviel sei aber noch gesagt:

Es hat super Spaß gemacht und die Seifen sind wunderschön. 
Sie sind jetzt meine kleinen Babies und es werden weitere folgen. - Stichwort: Kilodose!







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